Autor: David Lapham
Zeichner: German Nobile
Erschienen: 15.05.2012
Seiten: 148
US-Ausgabe: Avatar
Deutschland: Panini
Aehhh, ah ja. Was soll man dazu sagen?
Kennt ihr
noch die indizierten Cannible Corpse Cover: „Tomb of the Mutilated“, „Eaten
back to life“ und „Butchered at Birth“? Es gab doch auch von Sodom so
ein Titelbild von einer Orgie, welches auch verboten wurde? Leider fällt mir
der Name des Albums nicht mehr ein. Wenn wir jetzt bei Sodom schon sind, hattet ihr Spaß
an Pasolinis „Die letzten 120 Tage…“? An Mister Ed, das sprechende Pferd, an
den könnt ihr euch erinnern. Die Fernsehserie Spartacus von Sam Raimi haben
wohl auch einige von euch gesehen. Einige haben sich bestimmt damals gewundert,
welche Szenen die Aufnahmen der verschwundenen Bord-Crew aus dem SF-Horror „Event Horizon“ enthielten?
Die Frage wird hier wohl beantwortet. Jetzt schmeißen wir das alles zusammen in
einen Mixer und drehen auf stärkste Stufe und würzen noch mit Scotch
Bonnet Chilis nach, so dass es auch am nächsten Tag noch schön schmerzt. So eine
Assoziation hatte ich gerade beim Lesen von David Laphams Caligula. Jedenfalls
brennt unserem Hauptcharakter Junius definitiv die Rosette an einer bestimmten
Stelle.
Caligula ist ein extrem gore-lastiges Comicerlebnis, das sich
wenig um die historische Genauigkeit der Geschichte und das Leben Caligulas
schert, sondern eher ein drogeninduzierter alptraumartiger Horror-Trip ist.
Jedenfalls habe ich mich oft gefragt, erlebt der Protagonist wirklich das, was
dort geschieht oder hat er zu krassen Wein vermischt mit Psychedelics intus.
Ich nehme an, ersteres ist der Fall, nach dem ich diesen Comic fertig gelesen
habe. Wahrscheinlich bestand das Hauptanliegen Laphams und dem Zeichner Nobile
darin die derbsten Abartigkeiten zu zeigen und zu testen, wie weit man es mit
dem Leser treiben kann. Oder haben die ersten Kapitel von Steven Pinkers "The Better Angels of our Nature", in denen ausgiebig tausende Folter- und Mordszenarien explizit beschrieben werden, Lapham inspiriert? Keine Ahnung und ich werde es wohl auch nicht erfahren. War ich geschockt? Im Gegensatz zu Crossed von Garth
Ennis gar nicht. Crossed hat eine wirklich düstere spannende Geschichte zu erzählen,
Caligula nicht, das heißt nicht das Caligula schlecht ist. Caligula verhält
sich durchweg, wie die Infizierten in Crossed und grinst genauso diabolisch. Der
Band ist ein netter Zeitvertreib, wenn man auf derbe geschmacklose Stories und
auf die Bühnenshow von GWAR steht. Und genau wie GWAR’s Musik ist es absoluter
Trash mit einer Prise Punk. An einigen
Szenen musste ich wirklich laut loslachen, nicht weil sie lustig sind, denn dem
Comic fehlt jeglicher Humor, sondern weil Mister Ed für ein paar
Schenkelklopfer sorgt. Andere werden vielleicht eher kotzen bei dem Pferd und seinem Treiben, mich hat es irgendwie belustigt. Oh, hoffentlich denkt ihr
jetzt nicht dass ich abartig bin, wenn ihr Caligula fertig gelesen habt, aber
solche Comics schocken einen nicht, wenn man dreißig Jahre lang ziemlich viele
Formen provokativer Kunst konsumiert hat. Es ist ja weder groß provokativ, auch wenn es probiert das zu sein, noch stellt
es wirklich zeichnerisch die höchste Kunst dar. Es ist nicht schlecht
gezeichnet, gerade die Ekelszenen sind gut. Aber die Figuren sind recht hölzern
und viele Gesichter ähneln sich sehr. Man muss ab und zu wirklich genau
hinschauen, um zu wissen wer gerade im Bild ist. Inhaltlich ist Caligulas Rom
eine Visualisierung von Hieronymus Boschs surrealen Höllenvisionen, in der Dekadenz,
Sodomie, Folter und Mord parallel ablaufen. Deshalb wirkt Rom wie die Hölle auf
Erden. Caligula fickt alle in jeglicher Hinsicht, nur nicht in den Stumpf des
Halses im Gegensatz zu GWAR. Ein wenig wie Duke Nuke’Em; der hat zwar seinen Feinden nicht in den Hals gefickt,
sondern reingekackt. Das bleibt uns diesmal erspart, aber Enthauptungen, ausgeweidete
Menschen und andere Abartigkeiten sind Programm. Tony Montanas megalomaner
Koksrausch in Scarface ist eigentlich noch sehr normales Verhalten im Gegensatz zu dem
wahnsinnigen Kaiser, der total „Over-The-Top“ ist. Caligula ist die Inkarnation des Bösen in
Menschenform. Ich frage mich auch, ob Lapham eine Analogie des Bösen aufbauen
wollte mit den Caligulas Gräueltaten an den Juden, mit der Zerstörung ihrer Körper,
die in ein Hakenkreuz modelliert werden (- ein wenig wie in „House of 1000
Corpses“ -). Vielleicht wird das in einem weiteren Band nochmal genauer erläutert.
Oder vielleicht wollte Lapham nur eine oberflächliche Horrorstory mit Schlock-Value
abliefern. Sick, sick ist es alle mal.
Abschließend kann man sagen: diejenigen, die gerne
Splatter-Gore lesen und keine Probleme damit haben, wenn das mit sexuellen
Perversionen vermischt wird, werden ihren Spaß haben. Wer über GG Allens
Auftritte lachen konnte, dem wird das hier sicherlich nichts ausmachen. Andere
Leute werden sich aufregen und sich beschweren, dass es kranker Scheiß ist und
wie man daran seine Freude haben kann. Splatterpunks not Dead!
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