Samstag, 17. November 2012

Caligula




Autor: David Lapham
Zeichner: German Nobile
Erschienen: 15.05.2012
Seiten: 148
US-Ausgabe: Avatar
Deutschland: Panini

Aehhh, ah ja. Was soll man dazu sagen?
Kennt ihr noch die indizierten Cannible Corpse Cover: „Tomb of the Mutilated“, „Eaten back to life“ und „Butchered at Birth“? Es gab doch auch von Sodom so ein Titelbild von einer Orgie, welches auch verboten wurde? Leider fällt mir der Name des Albums nicht mehr ein. Wenn wir jetzt bei Sodom schon sind, hattet ihr Spaß an Pasolinis „Die letzten 120 Tage…“? An Mister Ed, das sprechende Pferd, an den könnt ihr euch erinnern. Die Fernsehserie Spartacus von Sam Raimi haben wohl auch einige von euch gesehen. Einige haben sich bestimmt damals gewundert, welche Szenen die Aufnahmen der verschwundenen Bord-Crew aus dem SF-Horror „Event Horizon“ enthielten? Die Frage wird hier wohl beantwortet. Jetzt schmeißen wir das alles zusammen in einen Mixer und drehen auf stärkste Stufe und würzen noch mit Scotch Bonnet Chilis nach, so dass es auch  am nächsten Tag noch schön schmerzt. So eine Assoziation hatte ich gerade beim Lesen von David Laphams Caligula. Jedenfalls brennt unserem Hauptcharakter Junius definitiv die Rosette an einer bestimmten Stelle.
Caligula ist ein extrem gore-lastiges Comicerlebnis, das sich wenig um die historische Genauigkeit der Geschichte und das Leben Caligulas schert, sondern eher ein drogeninduzierter alptraumartiger Horror-Trip ist. Jedenfalls habe ich mich oft gefragt, erlebt der Protagonist wirklich das, was dort geschieht oder hat er zu krassen Wein vermischt mit Psychedelics intus. Ich nehme an, ersteres ist der Fall, nach dem ich diesen Comic fertig gelesen habe. Wahrscheinlich bestand das Hauptanliegen Laphams und dem Zeichner Nobile darin die derbsten Abartigkeiten zu zeigen und zu testen, wie weit man es mit dem Leser treiben kann. Oder  haben die ersten Kapitel von Steven Pinkers "The Better Angels of our Nature", in denen ausgiebig tausende Folter- und Mordszenarien explizit beschrieben werden, Lapham inspiriert? Keine Ahnung und ich werde es wohl auch nicht erfahren. War ich geschockt? Im Gegensatz zu Crossed von Garth Ennis gar nicht. Crossed hat eine wirklich düstere spannende Geschichte zu erzählen, Caligula nicht, das heißt nicht das Caligula schlecht ist. Caligula verhält sich durchweg, wie die Infizierten in Crossed und grinst genauso diabolisch. Der Band ist ein netter Zeitvertreib, wenn man auf derbe geschmacklose Stories und auf die Bühnenshow von GWAR steht. Und genau wie GWAR’s Musik ist es absoluter Trash mit einer Prise Punk. An einigen Szenen musste ich wirklich laut loslachen, nicht weil sie lustig sind, denn dem Comic fehlt jeglicher Humor, sondern weil Mister Ed für ein paar Schenkelklopfer sorgt. Andere werden vielleicht eher kotzen bei dem Pferd und seinem Treiben, mich hat es irgendwie belustigt. Oh, hoffentlich denkt ihr jetzt nicht dass ich abartig bin, wenn ihr Caligula fertig gelesen habt, aber solche Comics schocken einen nicht, wenn man dreißig Jahre lang ziemlich viele Formen provokativer Kunst konsumiert hat. Es ist ja weder groß provokativ, auch wenn es probiert das zu sein, noch stellt es wirklich zeichnerisch die höchste Kunst dar. Es ist nicht schlecht gezeichnet, gerade die Ekelszenen sind gut. Aber die Figuren sind recht hölzern und viele Gesichter ähneln sich sehr. Man muss ab und zu wirklich genau hinschauen, um zu wissen wer gerade im Bild ist. Inhaltlich ist Caligulas Rom eine Visualisierung von Hieronymus Boschs surrealen Höllenvisionen, in der Dekadenz, Sodomie, Folter und Mord parallel ablaufen. Deshalb wirkt Rom wie die Hölle auf Erden. Caligula fickt alle in jeglicher Hinsicht, nur nicht in den Stumpf des Halses im Gegensatz zu GWAR. Ein wenig wie Duke Nuke’Em; der hat zwar seinen Feinden nicht in den Hals gefickt, sondern reingekackt. Das bleibt uns diesmal erspart, aber Enthauptungen, ausgeweidete Menschen und andere Abartigkeiten sind Programm. Tony Montanas megalomaner Koksrausch in Scarface ist eigentlich noch sehr normales Verhalten im Gegensatz zu dem wahnsinnigen Kaiser, der total „Over-The-Top“ ist. Caligula ist die Inkarnation des Bösen in Menschenform. Ich frage mich auch, ob Lapham eine Analogie des Bösen aufbauen wollte mit den Caligulas Gräueltaten an den Juden, mit der Zerstörung ihrer Körper, die in ein Hakenkreuz modelliert werden (- ein wenig wie in „House of 1000 Corpses“ -). Vielleicht wird das in einem weiteren Band nochmal genauer erläutert. Oder vielleicht wollte Lapham nur eine oberflächliche Horrorstory mit Schlock-Value abliefern. Sick, sick ist es alle mal.
Abschließend kann man sagen: diejenigen, die gerne Splatter-Gore lesen und keine Probleme damit haben, wenn das mit sexuellen Perversionen vermischt wird, werden ihren Spaß haben. Wer über GG Allens Auftritte lachen konnte, dem wird das hier sicherlich nichts ausmachen. Andere Leute werden sich aufregen und sich beschweren, dass es kranker Scheiß ist und wie man daran seine Freude haben kann. Splatterpunks not Dead!

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