Der neue Batman erzählt mal wieder eine komplette neue Origin-Story von unserem überbeliebten Superhelden. Ich weiß gar nicht wie viele Origin-Stories bereits existieren, aber dank seiner 70 jährigen Präsenz sind es in der Zwischenzeit etliche. Anscheinend muss es so sein, dass alle Jahre wieder ein Autor Batman neu erfindet. Jede Ära hat seinen eigenen Batman, was ja auch von Vorteil ist, denn es gibt neuen Lesern die Chance sich mit dem Charakter vertraut zu machen und nicht in der Vergangenheit stöbern zu müssen um Batman kennenzulernen.
Batman Earth One fängt wieder am Nullpunkt an. An sich wäre das ja nichts besonderes, aber Geoff Johns unterzieht Batman einer radikalen Veränderung; sonst wäre es ja auch langweilig zum lesen. Spätestens seit Frank Millers „Dark Knight“ wissen wir, dass Batman nicht ganz dicht im Kopf ist. Darauf aufbauend wurde der Charakter oft neu interpretiert und hat sein Strahle-Image verloren, obwohl er immer noch „Larger-Than-Life“ geblieben ist. Jetzt aber nicht mehr.
Batman ist ein Normalo, ein richtiger Normalo, der aber seine emotionalen Probleme mit sich trägt und sein Mitverschulden am Tod seiner Eltern überspielt, in dem er eine Verschwörung innerhalb Gotham City für deren Ermordung verantwortlich macht. Mit der Verschwörung hat er gar nicht so Unrecht, aber die Ermordung hatte wohl doch noch andere triviale Gründe: ein simpler Raubüberfall. Jedenfalls schwört Batman seit dem Tag Rache und widmet sein Leben der Suche nach den Hintermännern des Mordes.
Nach dem Tod seiner Eltern gerät er unter die Obhut von Alfred, einem langjährigen Bekannten von seinem Vater, der anscheinend ein Kriegsveteran ist und Bruce Wayne trainiert und auf den Kampf vorbereitet – mit sehr schwerem Herzen, denn er wünscht sich wohl eine andere Zukunft für seinen Zögling. Batman zieht nachts mit seinen selbstgebauten Gadgets zur Verbrechensbekämpfung los, aber nicht unbedingt wirklich erfolgreich, denn entweder versagen seine technischen Hilfsmittel, er fällt mal vom Dach oder wird sehr böse verprügelt und schafft es gerade im letzten Bruchteil einer Sekunde aus brenzligen Situationen zu entkommen. Er ist nicht der perfekt Kämpfer, den wir sonst gewohnt sind, sondern stellenweise ein ziemlicher „Versager“.
Mir persönlich hat Batman Earth One sehr viel Spaß bereitet. Ich bin nicht wirklich der große Batman-Fan; er war mir immer zu perfekt und zu glatt. Die dunkle Seite seiner Persönlichkeit, die immer mehr ausgebaut wurde, war seit Anfang der 90er Jahre ein typisches Phänomen innerhalb der Comicwelt und auch innerhalb Hollywoods. Vorbei war die Zeit, in der Superhelden zeitgleich auch „California Dream Boys“ waren. Aber nach 20 Jahren düsterer Helden (z.B Image mit Darkness, Marvels neue Punisher-Reihen und diversen anderen), wird sogar das etwas mühselig und langweilig auf Dauer. Gut ist aber, dass Earth One düster geraten ist, einen knallharten Realismus einführt, eine sehr interessante Atmosphäre aufbaut und Batman des Öfteren danebenliegt und in Schwierigkeiten gerät. Alfred ist ein wirklich cooler Charakter, nicht mehr der Butler der Bruce Wayne jeden Wunsch erfüllt, sondern ein Veteran der auch mal zur Sache kommen kann, wenn es wirklich ums Handeln geht.
Alte Charaktere werden neu eingeführt, wie z.B. der Pinguin, der zwar optisch immer noch an den alten erinnert, aber sonst einfach nur der korrupte Bürgermeister Cobblepott von Gotham ist.
Abschließend kann man sagen, das Earth One solide Unterhaltung bietet, keinen Quatsch enthält und extrem realistisch geraten ist. Die Ausgabe bewegt sich sehr weit vom sonstigen Superhelden-Mythos des dunklen Ritters weg und unterzieht ihn einer zeitgemäßen Kur. Batman ist voller Wut, angreifbar und handelt sehr intuitiv, d.h. er denkt nicht unbedingt über seine Handlungen nach: „Nobody is perfect“, und Batman erst recht nicht.
Das Artwork des Engländers Gary Frank ist absolut fein und für Batman gewöhnlich, sehr düster gehalten – keine Farbexplosionen, die Augenkrebs verursachen. Wir werden gespannt sein, wie es weitergeht.
Batman Earth One @ Panini
Batman Earth One @ Panini
Hört sich gut an Raoulito, habe Bock bekommen mir den neuen Batman reinzuziehen...... Greetz aus BKK
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