Montag, 20. Mai 2013

Transmetropolitan - Schöne neue Welt





Transmetropolitan ist eine dystopische Cyberpunk-Satire geschrieben von Warren Ellis, einem Großmeister der Comicwelt, zwischen 1997-2002. Zentraler Charakter ist Spider Jerusalem, ein durchgeknallter zynischer Reporter, angelehnt an den Gonzo-Journalist Hunter S. Thompson.
Warren Ellis, bekannt für thematische Schwerpunkte, die sich mit Posthumanismus, Transhumanismus, Atheismus und diversen anderen tiefen philosophischen Fragen des Menschen auseinandersetzen, erschuf mit Transmetropolitan ein Meilenstein des Genres. Selten habe ich mit Begeisterung die rund 290 Seiten des ersten Sammelbandes so schnell gelesen. Selten habe ich beim Lesen eines Comics so gelacht! Der erste Band „Schöne neue Welt“ ist eine Aneinanderreihung von Kapiteln, die wie ein Sammelsurium an transhumanen Ideen wirkt. Von Cyrogeniker über Moravecs Theorien hin zu Körperveränderung und Hyperrealismus. Der Sub-Titel "Schöne Neue Welt" ist Ansage!
Mehr über Warren Ellis auf: http://www.warrenellis.com/ und sein Comic-Label Avatar Press: http://www.avatarpress.com/ mit einigen kostenlosen Web-Comics.

Spider Jerusalem kehrt von seinem Einsiedlertum in der Natur zurück in die Stadt, um seinen Bücher-Vertrag zu erfüllen. Er kassierte fünf Jahre zuvor das Geld ab für zwei Bücher, die er nie schrieb. Wegen einer drohenden Klage ist er gezwungen sein jetziges Leben aufzugeben und an den Ort zurückzukehren, den er am meisten hasst. Spider schießt in seinen Kolumnen verbal gegen die Politik, Polizeibrutalität, Korruption mit einer sehr sarkastischen und zynischen Art. Jeder in der Stadt ist irgendwie durchgeknallt und vor allem auf Drogen. Sogar die Computer. Das macht das Leben nicht unbedingt leichter. Spiders Kampf gegen die Banalitäten des Alltags, gegen die Blödmaschinen, für mehr Toleranz und Anerkennung von dem „Anderen“ ist grandios und bitterböse zugleich. Zigaretten werden in Augen ausgedrückt, in die Eier wird getreten und wenn es hart auf hart kommt, bringt Spider den Darm-Disruptor zum Einsatz, der seinen Feinden einen schnellen Gang zum Klo beschert. Eigentlich fuchtelt Spider meistens mit irgendeiner Form von Knarre herum. In guter alter Thompson-Manier. Einige der ersten Kolumnen die Spider schreibt, sind fast schon wörtliche Hunter S. Thompson Zitate, die stark an Thompson Kampferklärung gegen Ende von „Rum Diaries“ erinnern. Vielleicht hat mir auch deswegen Transmetropolitan gut gefallen, da ich selbst ein großer Hunter S. Thompson-Fan bin und viele seiner Werke gelesen habe.

Warren Ellis schafft es verdammt gut die Sprache von Thompson einzufangen und diese durch Spider wiederzugeben. Das ist auch einer der größten Stärken von Transmetropolitan. Böse aberwitzige Dialoge, die in Kombination mit den Bildern von Darick Robertson Bauchmuskelkrämpfe auslösen, sind meiner persönlichen Meinung nach selten in Comics anzufinden. Auch vom Look erinnert Spider an seinen „realen“ Counterpart. Brille an, Kippe im Mund und Glatze. 
Transmetropolitan ist zurecht ein zeitloser Klassiker und wert gelesen zu werden!


Erscheint am:
14.05.2013
Seiten:
292
Format:
Hardcover
Original-Storys:
Transmetropolitan 1: Back on the Street
Autor:
Warren Ellis
Zeichner:
Darick Robertson
Preis:
29,95 €

1 Kommentar:

  1. Transmetropolitan breitet ein riesiges Science-Fiction-Panorama transhumanistischer Träume aus und lässt Hunter S. Thompson durchstolpern, tolles Werk!

    Aus der Kombination ergeben sich natürlich auch Ecken und Kanten - so frage ich mich, ob geschriebene Wörter (Kolumnen von Spider Jerusalem) in einer Welt, in der Leute ihr Bewußtsein in einen Schwarm Nano-Roboter übertragen etc., überhaupt noch so große Bedeutung erlangen können.

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