Transmetropolitan ist eine
dystopische Cyberpunk-Satire geschrieben von Warren Ellis, einem Großmeister der
Comicwelt, zwischen 1997-2002. Zentraler Charakter ist Spider Jerusalem,
ein durchgeknallter zynischer Reporter, angelehnt an den Gonzo-Journalist
Hunter S. Thompson.
Warren Ellis, bekannt für
thematische Schwerpunkte, die sich mit Posthumanismus, Transhumanismus,
Atheismus und diversen anderen tiefen philosophischen Fragen des Menschen
auseinandersetzen, erschuf mit Transmetropolitan ein Meilenstein des Genres.
Selten habe ich mit Begeisterung die rund 290 Seiten des ersten Sammelbandes so
schnell gelesen. Selten habe ich beim Lesen eines Comics so gelacht! Der erste
Band „Schöne neue Welt“ ist eine Aneinanderreihung von Kapiteln, die wie ein
Sammelsurium an transhumanen Ideen wirkt. Von Cyrogeniker über Moravecs
Theorien hin zu Körperveränderung und Hyperrealismus. Der Sub-Titel "Schöne Neue Welt" ist
Ansage!
Mehr über Warren Ellis auf: http://www.warrenellis.com/ und sein Comic-Label Avatar Press: http://www.avatarpress.com/ mit einigen kostenlosen Web-Comics.
Spider Jerusalem kehrt von seinem
Einsiedlertum in der Natur zurück in die Stadt, um seinen Bücher-Vertrag zu
erfüllen. Er kassierte fünf Jahre zuvor das Geld ab für zwei Bücher, die er nie
schrieb. Wegen einer drohenden Klage ist er gezwungen sein jetziges Leben
aufzugeben und an den Ort zurückzukehren, den er am meisten hasst. Spider
schießt in seinen Kolumnen verbal gegen die Politik, Polizeibrutalität,
Korruption mit einer sehr sarkastischen und zynischen Art. Jeder in der Stadt
ist irgendwie durchgeknallt und vor allem auf Drogen. Sogar die Computer. Das
macht das Leben nicht unbedingt leichter. Spiders Kampf gegen die Banalitäten
des Alltags, gegen die Blödmaschinen, für mehr Toleranz und Anerkennung von dem
„Anderen“ ist grandios und bitterböse zugleich. Zigaretten werden in Augen
ausgedrückt, in die Eier wird getreten und wenn es hart auf hart kommt, bringt
Spider den Darm-Disruptor zum Einsatz, der seinen Feinden einen schnellen Gang
zum Klo beschert. Eigentlich fuchtelt Spider meistens mit irgendeiner Form von
Knarre herum. In guter alter Thompson-Manier. Einige der ersten Kolumnen die
Spider schreibt, sind fast schon wörtliche Hunter S. Thompson Zitate, die stark
an Thompson Kampferklärung gegen Ende von „Rum Diaries“ erinnern. Vielleicht
hat mir auch deswegen Transmetropolitan gut gefallen, da ich selbst ein großer Hunter
S. Thompson-Fan bin und viele seiner Werke gelesen habe.
Warren Ellis schafft es verdammt
gut die Sprache von Thompson einzufangen und diese durch Spider wiederzugeben.
Das ist auch einer der größten Stärken von Transmetropolitan. Böse aberwitzige
Dialoge, die in Kombination mit den Bildern von Darick Robertson Bauchmuskelkrämpfe
auslösen, sind meiner persönlichen Meinung nach selten in Comics anzufinden. Auch vom Look erinnert Spider an seinen „realen“ Counterpart. Brille an, Kippe
im Mund und Glatze.
Transmetropolitan ist zurecht ein zeitloser Klassiker und wert gelesen zu werden!
Erscheint am:
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14.05.2013
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Seiten:
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292
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Format:
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Hardcover
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Original-Storys:
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Transmetropolitan
1: Back on the Street
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Autor:
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Warren Ellis
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Zeichner:
|
Darick Robertson
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Preis:
|
29,95 €
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Transmetropolitan breitet ein riesiges Science-Fiction-Panorama transhumanistischer Träume aus und lässt Hunter S. Thompson durchstolpern, tolles Werk!
AntwortenLöschenAus der Kombination ergeben sich natürlich auch Ecken und Kanten - so frage ich mich, ob geschriebene Wörter (Kolumnen von Spider Jerusalem) in einer Welt, in der Leute ihr Bewußtsein in einen Schwarm Nano-Roboter übertragen etc., überhaupt noch so große Bedeutung erlangen können.