Donnerstag, 7. März 2013

Garth Ennis „The Punisher“, „Avatar – Das Versprechen“ und „Der Mann von der Ciguri“ im Check



Mehrere Comics werden diese Woche von mir in einem Run-Down besprochen. Fangen wir mit dem 10-bändigem Punisher-Run von Garth Ennis an. 


Jeder Band enthält durchschnittlich um die 250 Seiten , wodurch wir ungefähr auf mehr als 2500 Seiten Comicspaß kommen. Das ist schon mal einiges zum Lesen. Und das Gute daran, es wird einem nie langweilig. Alle Bände sind als HC und SC-Editionen erschienen. Die HC-Editionen sind perfekt für Sammler, um ins Regal zu stellen.
The Punisher zählt für mich persönlich zu einem der besten Runs, die die Comicwelt je gehabt haben. Marvel ist einen sehr wagemutigen Schritt gegangen, in dem sie Garth Ennis die Rolle des Autors übertrugen. Ennis, bekannt für seinen derben Humor und extreme Charaktere, überträgt diese Figuren nach New York, in dem Frank Castle lebt und seinem Treiben nachgeht. Bitterböser Humor, Zynismus und Sarkasmus. So lassen sich die Dialoge und Handlungen der Stories am besten beschreiben.
Punisher ist ein abgebrühter Nihilist, ein Misanthrop und Psychopath. Lange hat er schon Rache für den Tod seiner Familie geübt, aber er hört nicht auf und macht weiter. Mit aller Härte und Verbissenheit. Ein Getriebener bis zum bitteren Ende. Und das Ende vom Punisher, das Ennis beschreibt, ist die einzige logische Konsequenz bei der radikalen Weiterführung seines Handelns. Obwohl das Ende trashig ist, ist es absolut perfekt für die Figur.
Die Serie hat einen Überbau an Handlungen, die immer wieder aufgegriffen werden, Charaktere, die immer wieder auftauchen, obwohl die meisten Stories einzelne Geschichten sind. Trotzdem empfiehlt es sich alle Bänder der Reihenfolge nach zulesen. Einige Stories sind hervorragend, andere nur gut, aber schlechte gibt es eigentlich gar keine, was die absolute Stärke von Punisher ist. Die Bösewichter sind sehr cool gehalten: der Russe, Barracuda, Ma Gnucci. Durchgeknallte Typen hat Ennis definitiv drauf. Die Altersempfehlung ab 18 Jahren ist gerechtfertigt. Punisher ist extrem brutal in seinem Handeln und das wird auch meist explizit gezeigt. Mehrere verschiedene Zeichner waren tätig für diesen Run; einige sind wirklich genial, was Gesichtszüge, Mimik und Atmosphäre angeht.
Wenn ihr auf schwarzen irischen Humor steht, über Gewalt lachen könnt, lohnt sich The Punisher auf jeden Fall.
Und jetzt eine 180 Grad Wendung zu einem anderen Comic: Avatar –Das Versprechen, bei CrossCult erschienen.







Die Zeichentrick-Serie Avatar – Legende von Aang war ein absolut großes Ding, gefolgt von einem schlechten Realfilm und einer zweiten Serie Legende von Korra, die ich leider noch nicht gesehen habe.
Wer mit Avatar vertraut ist, hat sich bestimmt über die nicht beantworteten Fragen der Serie gewundert. Was wurde aus Zukos Mutter? Wie geht das ganze weiter? Der dreiteilige Comic knüpft genau dort an, wo die Serie damals aufhörte. Alle alten Bekannten tauchen wieder auf und es geht gewohnt weiter. Die Comics sehen identisch aus mit der Zeichentrickvorlage. Dadurch entsteht beim Lesen automatisch der Cartoon im Kopf, welches ich vom Empfinden sehr cool fand. Für die Fans der Serie ist dieser Comic ein Muss!!! Es führt kein Weg daran vorbei!!! Und weitere Kapitel werden gerade veröffentlicht...
Die Handlung ist im Großen und Ganzen simpel, aber doch vielschichtig. Fragen der Toleranz werden besprochen: Wie sieht es aus mit Traditionen? Müssen Traditionen abgeschafft werden um Neues zu erschaffen? Sind Identitäten statisch, oder können diese sich auch verändern? Wie begegnet man Konflikten und ist das höhere Wohl wichtiger als das eigene? Die Dichotomien von klassischem Schwarz-Weiß-Denken werden aufgebrochen. Ich fand die ganzen Aspekte, die Avatar behandelt, sehr gut, vor allem, weil Avatar sich noch an die jüngere Leserschaft wendet und dadurch eventuell für einen positiven Beitrag zu Toleranzfragen darstellt und vielleicht zu Dialogen führt. Das ist zwar sehr idealistisch gedacht, aber Geschichten und deren Wirkungen auf die Rezipienten, sind nicht zu vernachlässigen. Ein ideales Lesevergnügen für jüngere Menschen, Fans und sonstige humanistisch denkenden Menschen. 







Als letztes ist Der Mann von der Ciguri dran, geschrieben und gezeichnet von Moebius, der Comiclegende, der letztes Jahr im Alter von 72 verstorben ist. Moebius gilt wohl als einer der einflussreichsten Visionäre des SF-Genres. Sämtliche Stadtdesigns von BladeRunner über 5tes Element wären wohl ohne Moebius undenkbar gewesen. Bevor er aber mit SF-Comics anfing, zeichnete er das legendäre Western-Comic Blueberry. Sein einschlägigstes Werk war wohl aber die Zusammenarbeit mit dem überwahnsinnigen Autorengott Alejandro Jodorowsky am Incal – John DiFool, ein Kultwerk der SF-Welt.
CrossCult publiziert eine fünf-bändige Moebius-Kollektion, die in gewohnter CrossCult-Manier, sehr schön gebunden ist. Das DinA4-Format ist gut. Bilder sind groß und bieten sich perfekt zum längeren Betrachten an.
Der Mann von der Ciguri ist kein leicht zugängliches Comic, das wohl mehrmaliges Lesen erfordert. Es ist sehr „verschickt“ und wenn man Moebius Biografie kennt, frägt man sich öfters, ob er wohl beim Entstehungsprozess auf LSD war. Jedenfalls ist der Band ein definitiver Trip des Verstandes. Die Farben, die sehr satt sind, unterstreichen dieses Gesamtgefühl zusätzlich. Die Zeichnungen sind Moebius-typisch von sehr guter Qualität (man muss sie im Zeitkontext betrachten), mir gefallen seine Gesichtsausdrücke sehr gut.
Der Mann von der Ciguri ist SF der etwas anderen Art. Worum es geht?  Das kann ich euch wirklich nicht genau sagen. Vielleicht sollte ich noch die anderen vier Bände der Reihe lesen, damit es Sinn macht. Aber vielleicht erklären die anderen Bänder gar nichts dazu.
Also jedenfalls ist die Ciguri ein Raumschiff und sucht nach ihrem Major, der irgendwo in einer Zwischendimension gefangen ist. Dort findet er ein Buch, das genau die Story erzählt in der er sich befindet…..während er von verschieden Gegenspielern verfolgt wird. Klingt verrückt, ist es auch und macht dadurch Spaß beim Lesen, betrachten der Bilder und beim Nachdenken. Man sollte sich mal mit dieser anderen SF-Gattung mal auseinandergesetzt haben, vor allem wenn man sich selbst als Comic-Nerd betrachtet.

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